Alles über Irland
Irische Sagen
und Segenswünsche |
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Der Grüne Mann
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Merlin -
Die Geschichte von Tir
na nOg -
Das Schicksal der Kinder
des Lir |
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Geheimnisvolle Gegenwart der Natur - Wo immer du auch hingehen magst, denke immer daran, dass
der Grüne Mann dich beobachten könnte. Er ist der geheimnisvolle Geist der
Natur, der in den Blättern lebt. Hinter den Blättern, die sein Gesicht
verdecken, sind seine Augen sehr wachsam, und verschlungenes Grünzeug windet
sich als lebender Bart entlang. Vor langer Zeit, als große und dunkle Wälder das Land
bedeckten und die Menschen eins mit der Natur waren, wirkten die Naturkräfte
noch sehr stark. Die Menschen waren von der Natur abhängig. Um eine gute
Ernte zu erzielen, behandelten sie die Natur mit großer Achtung. Insbesondere
die Bäume, das mächtigste Grün in der Natur, schätzten sie sehr. Jeden Frühling wurde ein junger Mann in Blätter und
Grünzeug eingekleidet und hatte einen Tag lang die Rolle des Grünen Mannes
inne. Er führte die anderen Dorfbewohner in einem fröhlichen Tanz um das Dorf
herum. Alle Leute grüßten ihn, zeigten ihre Ehrerbietung und freuten sich
über das Wiedererwachen der Natur. Manche Menschen glaubten sogar, dass Bäume sprechen
können. Insbesondere eine alte Eiche wurde sehr verehrt, die die Zukunft
vorhersagte, die Menschen führte und warnte. Priester setzten sich unter ihre
knorrigen Äste, lauschten auf das Rascheln ihrer Blätter und gaben ihre
geflüsterten Botschaften weiter. |
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- Warnung
vor dem Tode - So eindringlich und traurig ist der Schrei der geisterhaften
Todesfee, dass er das Blut in den Adern gefrieren lässt. Diese unirdische
Frau ist groß und hager, in einen losen Umhang gehüllt, mit langen, bis auf
den Boden wallenden Haaren. Schmerz brennt in ihren von Sorgen gezeichneten
tränenverquollenen Augen, und ihre Haut ist bleich wie das Wintermondlicht. Es heiße, dass nur
begüterte Familien von der Todesfee besucht werden. Sie ist gefürchtet, denn
wann immer sie auftaucht, folgt mit Sicherheit der Tod. Sie kommt in der
Nacht und steht in der Nähe des Hauses, in dem jemand sterben wird. Kommt
jemand vorbei, zeigt sie mit ihrer knochigen Hand auf das Haus und schreit
verzweifelt. Sie geleitet den unglücklichen Besucher sogar sacht über den
Boden schwebend zu dem Haus. Dabei klatscht sie in die Hände und jammert
herzzerreißend. Die Todesfee ist
nicht das einzige Todesvorzeichen. Ein anderer grauenvoller Bote geht ihr
manchmal voraus. Mitten in der Nacht hören die Hausbewohner Hufeklappern und
quietschende Räder. Sehen sie nacht draußen, erblicken sie auf einer langen,
schwarzen Kutsche einen Sarg. Die gespenstischen Pferde, die die Kutsche
ziehen, sind weit entfernt von den Lebenden - sie wurden geköpft. |
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- Über das Experimentieren mit Magie - Die Kunst, richtig
mit Magie umzugehen, liegt sowohl darin, Kräfte aufzurufen als auch, sie unter
Kontrolle zu halten. Diese Erfahrung machte der Lehrling eines Zauberers, als
er den Dämon Beelzebub heraufbeschwor. Dem riesigen, mit zottigem Fell
bedeckten Dämon, der Hufe statt Füße und glühend gelbe Augen hatte, konnte
nur durch den richtigen Zauberspruch Einhalt geboten werden.. Eines Tages,
als der Meister ausgegangen war, begann der Lehrling zu experimentieren. Er
mischte Pulver und geheimnisvolle Kräuter - doch nichts geschah. Er starrte
in eine Kristallkugel - die Zukunft zeigte sich nicht. Da beschloss er, laut
aus einem alten Buch über Magie vorzulesen. Der
erste Zauberspruch, den er auswählte funktionierte - Beelzebub erschien. Der
Lehrling forderte den Dämon auf, einen Eimer Wasser zu holen. Doch kannte er
den Spruch nicht, mit dem er den Befehl rückgängig machen konnte. Bald stand
das ganze Haus unter Wasser, und der Lehrling war verzweifelt. Da
kehrte der Zauberer nach Hause zurück. Mit einem Blick erfasste er die
Situation und rief einige barsche Worte. Sofort verschwand Beelzebub. Das
Wasser sank, der Boden trocknete, und bald war alles wieder im alten Zustand.
Der Zauberer wandte sich an seinen Lehrling, doch er brauchte nichts zu
sagen. Der Junge hatte seine Lektion gelernt und wurde zum besten Lehrling,
den man sich wünschen konnte. |
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- Über magische Künste und Zauberei - Böse ist die Magie, die Morgan, die Fee,
ausübte, die Zauberin und Halbschwester König Arthurs. Man weiß nichts
Genaues über sie. Einige meinen, sie sei eine der drei Nornen, die über das
Schicksal der Menschen bestimmen. Andere glauben, sie sei eine
Märchenkönigin, die in einem Zauberschloss unter einem von Nebel verhangenen
See lebt. Zwei Dinge sind gewiss - Morgan, die Fee,
war die Herrin über Illusionen und Täuschung, und sie war König Arthur nicht
wohl gesonnen. Viele Jahre langt plante sie den Untergang des Königs und
seines berühmten Hofes in Camelot. Einst nahm Morgan Lancelot, einen der
tapfersten Ritter König Arthurs, gefangen. Lancelot konnte fliehen, aber sie
sandte eine Hexe aus, um ihm zu verzaubern, und Riesen, die ihn töten
sollten. Lancelot schloss die Augen und sprach ein inbrünstiges Gebet, dann
hob er sein leuchtendes Schwert in die Höhe. Die Waffe leuchtete wie ein
Kreuz, und seine Feinde verschwanden. Sie waren nur Phantome gewesen, von der
Zauberin heraufbeschworen. Viele Male versuchte Morgan, ihren
Halbbruder zu töten. Und genau so oft wurde dies vereitelt. Obwohl der Hof
von Camelot unterging, war es kein Sieg für Morgan. Denn König Arthur lebt in
Avalon weiter und wird zurückkommen, um Großbritannien und seine Inseln zu
befreien, sollte das Land ihn brauchen. |
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- Über die Begegnung
mit einem Geist - Hoch im
Norden haust in einer verlassenen Kirche ein furchteinflößendes Gespenst.
Jegliches Fleisch ist von seinem Körper verschwunden. Pergamentene Haut und
feste Sehnen spannen sich straff über die grauen Knochen. Fiebrige Augen glänzten
in tiefen dunklen Augenhöhlen, und die linke Hand endet in einer langen,
grauen Klaue. Ein
Schneider schloss eine Wette ab, dass er eines Abends, während er auf den
Geist wartete, eine Hose nähen und nicht aufhören wollte, bis er fertig sei. Nach
Sonnenuntergang begab sich der Mann zur Kirche´. Er ging hinein, setzte sich
neben ein altes Grab und begann zu nähen. Nach einer Weile erfüllte ein
scheußlicher Geruch die Luft. Das Grab öffnete sich und der Kopf des
Gespenstes erschien. Der Schneider nähte weiter. Die dürren Arme des
Gespenstes umklammerten den Grabstein. Der Schneider nähte weiter. Der dünne
Körper des Gespenstes tauchte auf, und riesige Beine stiegen über den Rand
des Grabes. Der
Schneider führte den letzten Stich an der Hose aus und sah auf. Beinahe schon
hatte ihm die lange, graue Klaue erreicht. Mit einem Gespenst auf den Fersen,
floh der Schneider aus der Kirche zu einem Bach auf dem Friedhof und sprang
hinein. Das Gespenst heulte in ohnmächtiger Wut auf, denn solche Geister können
kein Wasser überqueren. Durch Mut und Schlauheit hatte der Schneider die
Wette gewonnen. |
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Mutiges Brechen eines Zauberspruches - Wer würde es wohl wagen, die Herausforderung des Grünen
Ritters anzunehmen? Er ist ein furchteinflößender Riese, so groß wie zwei und
so stark wie zehn Männer. Alles an ihm ist grün: seine Haut, seine Haare und
sogar seine Kleider. Die Stute, die er reitet, leuchtet smaragdgrün, ihr
Zaumzeug ist fein verziert und poliert, so dass es wie das grünste Efeu
aussieht. In der einen Hand schwingt der Ritter seine Axt, in der anderen
hält er eine immergrüne Stechpalme. Eines Weihnachtsabends ritt der Grüne Ritter nach
Camelot und warf die Stechpalme zu Boden. Dann forderte er einen der tapferen
Ritter auf, ihm den Kopf abzuschneiden und ein Jahr später seinen eigenen
Nacken unter die Klinge des Grünen Ritters zu legen. Nur Sir Gawain wagte es,
diese seltsame Herausforderung anzunehmen. Entschlossen führte er den
Schwertstreich aus, das Haupt des Grünen Ritters rollte auf den Boden. Aber
der Riese war beileibe nicht tot: Er hob seinen Kopf auf und ritt auf seinem
grünen Pferd davon. Ein Jahr später machte sich Gawain auf den Weg zum
Grünen Ritter, um sein Versprechen einzulösen. Er kniete vor dem Grünen
Ritter nieder und legte seinen Kopf auf einen kalten Stein. Der Riese erhob
seine Axt, dreimal schlug er zu. Dreimal verschonte er den tapferen Sir
Gawain. Der Grüne Ritter erklärte, dass er unter dem Bann einer
Hexe gestanden habe, die König Arthur übel gesinnt sei. Nur der tapferste
Ritter konnte diesen Zauberspruch brechen und das Geheimnis lüften. Sir
Gawains Mut habe ihn erlöst, und nun könnte er den König warnen. |
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- Über das Beherrschen großer Zauberei - Nie gab es einen größeren Zauberer als
Merlin, und es wird auch in Zukunft keinen größeren geben. Seine Geschichte
verläuft sich im Dunkel der Zeit. Er hat freundliche, kluge Augen und weiße,
wallende Haare. Mit einem langen, geschnitzten Stab steht er, in weißes
Linnen gekleidet, groß und stolz da. Der große Zauberer ist von Geheimnissen
umgeben. Von frühester Kindheit an konnte Merlin in die Zukunft sehen und das
Schicksal der Menschen voraussagen. Er wusste, dass es seine Bestimmung war,
König Arthur, den größten Herrscher Großbritanniens, zu beschützen. Im Laufe
der Jahre beherrschte Merlin jegliche Zauberei, und man sagt, er habe den
geheimnisvollen Steinkreis von Stonehenge ohne menschliche Hilfe errichtet. Als es an der Zeit war, veränderte Merlin
sein Aussehen und unternahm magische Reisen, um sicherzustellen, dass Arthurs
Eltern zusammengeführt wurden. Schließlich wurde Arthur geboren. Da Krieg im
Lande wütete, nahm der Zauberer den Knaben seinen Eltern weg und zog ihn
selbst auf, bis für Arthur die Zeit gekommen war, den Thron zu besteigen. Während seiner ganzen Herrschaft, bis auf das
Ende, hatte Arthur Merlin an seiner Seite. Danach zog sich der große Zauberer
auf ein geheimes Schloss aus reinem Kristall zurück. Dort wartet er noch
heute auf die Rückkehr des einstigen und zukünftigen König Großbritanniens. |
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- Oisin
im Land der Jugend - Eines frühen Sommermorgens waren Fionn und sein Sohn Oisin
gemeinsam mit den Kriegern des Fianna auf Hirschjagd entlang der Küste des
Sees Lein bei Killarney, Co. Kerry. Da erblickten sie eine wunderschöne junge
Frau, die auf einem schneeweißen Pferd auf sie zuritt. Sie trug ein langes
Kleid aus feinster Seide, an dem eine goldene Brosche befestigt war. Auf
ihrem Kopf trug sie eine goldene Krone, und ihr langes goldenes Haar hing
herunter. Noch nie hatten die Männer des Fianna eine solch schöne Frau
gesehen. Fionn fragte sie, wer sie sei und weshalb sie nach Irland gekommen
sei. "Mein Name ist Niamh mit dem goldenen Haar," antwortete sie.
"Ich komme aus einem fernen Land, dem Land der Jugend, wo mein Vater
König ist." Sie beschreibt Tir na nOg als ein Land der Freude und des
Glücks, in dem die Männer und Frauen ewig jung bleiben. Krankheit, Schmerz
und Tod kannte man dort nicht. "Ich komme zu Oisin." sagte Niamh.
"Ich habe von seinen Heldentaten gehört, und nun möchte ich ihn heiraten
und ihn mitnehmen nach Tir na nOg." |
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Das Schicksal der Kinder des Lir - Die Schwanenkinder - Die
Milesier siegten in der Schlacht von Tailltin, dem heutigen Teltown im County
Meath, über die Tuatha de Danaan. Diese zogen sich in ihre Feenhügel (Sidhe)
zurück und wählten sich Bodb Derg zum König. Tief enttäuscht darüber, dass er
nicht gewählt wurde, verließ Lir die Versammlung der Fürsten, ohne dem neuen
König seine Referenz zu erweisen. Dies erboste diese so sehr, dass sie ihn
angreifen und sein Haus niederbrennen wollten. "Dies
werden wir nicht tun" sagte Bodb Derg, "denn ich bin gleichwohl
König der Tuatha de Danaan, auch wenn Lir sich nicht beugt". Noch
einiger Zeit wurde Lir von einem großen Unglück heimgesucht: Seine Frau starb
nach dreitägiger Krankheit. Lir war von ihrem Tod so schwer getroffen, dass
er schwermütig wurde. Die Kunde von diesem Ereignis verbreitete sich rasch
über Irland und als Bodb Derg davon hörte, bot er ihm an, er möge von den
drei Töchtern des Oilell of Aran, die Bobd Derg an seinem Hofe erziehen ließ,
eine zur Frau nehmen. Lir
wählte Aobh, die Älteste, und verweilte 14 Tage am Königshof von Bodb Derg.
Aobh schenkte ihm Zwillinge, eine Tochter und einen Sohn, Fionnuala und Aobh.
Noch einer Weile kam sie noch einmal nieder mit Zwillingen, den beiden Jungen
Fiachra und Conn, starb jedoch selbst bei der Geburt. Dieses
neuerliche Unglück lastete schwer auf Lir, und nur die Liebe zu seinen vier
Kinder konnte verhindern, dass er vor Gram starb. Als die
Kunde davon Bodb Derg ereilte, gab er ihm seine mittlere Ziehtochter, Aoife,
zur Frau. Die Kinder wuchsen heran und und waren ob ihrer Schönheit bekannt
im ganzen Land. Ihr Vater liebte sie über alle Maßen und auch Bodb Derg
besuchte oft das Haus von Lir, um die Kinder zu sehen. All dies
weckte im Laufe der Jahre die Eifersucht in Aoife. Schließlich schmiedete sie
einen grausamen Plan gegen die Kinder. Sie ließ ihre Kutsche anspannen, nahm
die vier Kinder mit sich, angeblich um zum Haus von Bobd Derg zu fahren.
Fionnuala hatte durch einen Traum Kenntnis vom Vorhaben ihrer
Schwiegermutter, konnte jedoch ihrem Schicksal nicht entrinnen. Unterwegs
befahl Aoife ihren Dienern, die Kinder zu töten und versprach ihnen dafür
alle Schätze der Welt. Diese weigerten sich jedoch, den Befehl auszuführen.
Deshalb musste Aoife selbst zum Schwert greifen, brachte es dann jedoch nicht
über sich. Fionnuala
machte Aoife die bittersten Vorwürfe und konnte sie schießlich überreden, den
Zauber zeitlich zu begrenzen. Und Aoife sprach:"Ihr werdet so lange
Schwäne bleiben, bis der Königssohn des Nordens und die Königstochter des
Südens sich finden, zuvor jedoch werdet ihr dreihundert Jahre auf Lough
Derravaragh leben, dreihundert auf Carraig na Ron in der Sruth na Maoile (Straits
of Moyle bzw. Nordkanal) zwischen Irland und Alban (Schottland) und
dreihundert auf Irrus Domnann (Erris) und Inis Gluaire (Inishglora)". Aoife
überkam die Reue, und so lies sie ihnen wenigstens die menschliche Stimme. Als
Aoife den Hof von Bodb Derg erreichte und dieser sie fragte, wo die Kinder
seien, sagte sie ihm, Lir habe kein Vertrauen in ihn und befürchte, er könne
sie ihm für immer nehmen. Doch Bodb Derg, der Sohn des Dagda, traute ihr
nicht und schickte Boten zu Lir. Als dieser hörte, was Aoife von ihm gesagt
hatte, wusste er sofort, dass Aoife den Kindern etwas Schreckliches zugefügt
hatte. Früh am Morgen ritt er nach Südwesten, und als er Lough Derravaragh
erreichte, wunderte er sich sehr über die Schwäne mit den menschlichen
Stimmen. "Wir
sind deine vier Kinder, verwunschen von deiner Frau", sagte Fionnuala,
"neunhundert Jahre müssen wir in dieser Gestalt leben. Niemand auf der
Welt kann uns vor diesem Schicksal bewahren". Lir jedoch sprach:
"Wenn ich euch denn nicht helfen kann, eure menschliche Gestalt wieder
zu erlangen, so will ich Euch die Gabe verleihen, so herrlich singen zu
können, dass alle Menschen Euch verzückt lauschen und in seligen Schlummer
sinken werden". Und er warf Haselnusskerne in den See, den die Schwäne
verschlangen. Und in
dieser Nacht hörten er und seine Männer dem lieblichen Gesang der Schwäne. Am
anderen Morgen jedoch waren die Schwäne fort. Als Bodb Derg vom Schicksal der
geliebten Kinder erfuhr, ergrimmte er sehr und verwandelte Aoife in einen
Dämon der Lüfte bis ans Ende aller Tage. Und er befahl, von nun an dürfe in
ganz Irland kein Schwan mehr getötet werden. Der
Schwanengesang der Kinder zog die Tuatha de Danaan und die Milesier magisch
an und sie kamen an den Eichensee, um ihrem Gesang zu lauschen. Eines Tages
jedoch, als die ersten dreihundert Jahre verflossen waren, schwangen die
Schwäne sich auf und flogen davon. Seefahrer berichteten manchmal, am Felsen
der Seehunde (Carraig na Ron) in den Straits of Moyle ein Schwanenweibchen
gesehen zu haben, das unter ihren Fittichen drei Schwäne vor dem kalten Wind
schützte und meinten, es müsse wohl Fionnuala gewesen sein mit ihren Brüdern.
Lange
Zeit litten sie unter der Kälte, dem Schnee, dem Salz des Meeres und dem Wind
und als sie auf dem Seehundsfelsen ausruhten, froren sie fest und mussten die
Haut ihrer Füße und die Federn an ihren Flügelspitzen auf dem Felsen zurück
lassen. Jeden Tag flogen sie an die Küste Irlands oder Albans (Schottland),
jedoch mussten sie abends immer zum Seehundsfelsen zurückkehren. Als sie
eines Tages zur Mündung des Bann in Nordirland flogen, sahen sie eine Gruppe
Reiter. Zu Ihrer großen Freude erkannten sie zwei Söhne von Bodb Derg, Aodh
Aithfhiosach und Fergus Fithchiollach, die schon ganz Irland nach ihnen
abgesucht hatten. Fionnuala klagte ihnen in einem wehmütigen Gedicht ihr
Leid. Sie
verglichen ihr jetziges Schicksal mit der glücklichen Zeit im Palast ihres
Vaters. "Einst waren wir in Purpur gekleidet, speisten im Überfluss,
tranken Haselnusswein aus goldenen Bechern und schliefen in weichen Betten,
die mit den Brustfedern von Vögeln gefüttert waren. Jetzt jedoch suchen wir
unsere Nahrung im Sand, trinken salziges Wasser und suchen Unterschlupf auf
kahlen Felsen in stürmischer See". Allen
fiel die Trennung schwer, doch auch ihre Zeit im Norden neigte sich dem Ende
zu und eines Tages sagte Fionnuala zu ihren Brüdern: "Es ist die Zeit
gekommen, da wir diesen Platz verlassen müssen, um nach Erris zu
fliegen". In der Nacht, in der sie die Halbinsel Belmullet erreichten, war
die ganze See gefroren bis Achill Island, ihre Brüder klagten, doch Fionnuala
tröstete sie und sagte, "die Zeit wird kommen, und wir werden
zurückkehren in das Haus unseres Vaters". Eines
Tages war auch diese Zeit um und sie flogen zurück zum Sid Fionnachaid, doch
zu ihrem großen Entsetzen fanden sie den Ort verlassen und leer, von
Brennesseln überwuchert. Sie pressten sich eng aneinander und klagten laut:
"Wie bitter ist es für uns, diesen Ort so zu finden, ohne Haus, ohne
Herd, ohne Frauen und Könige, ohne Hunde für die Jagd, ohne Musik und
Fröhlichkeit". Am
nächsten Morgen in aller Frühe verließen sie den Ort ihrer Kindheit wieder
und flogen nach Inishglora (Inis Gluaire) vor der Küste von Belmullet. Dort
versammelten sie sich mit vielen anderen Vögeln an einem kleinen See, der
deshalb Loch na-n Ean, See der Vögel genannt wurde. Es war
aber gerade die Zeit, in der der heilige Patrick nach Irland gekommen war,
und eines Tages kam ein Mönch nach Inishglora, Mochaomhog. Als die Kinder des
Lir seine Glocke hörten, erschraken über deren schwachen, unangenehmen Klang,
der fremd für ihre Ohren war. Doch mit der Zeit freundeten sie sich an mit
St. Mochaomhog, der für sie zwei Silberkettchen anfertigen ließ, mit der
einen verband er Fionnuala und Aodh, mit der anderen Conn und Fiachra.
Endlich hatten sie einen Platz gefunden, an dem sie keine Not litten und sich
sicher fühlten. Zu
dieser Zeit nahm der König von Connacht, Lairgnen, Sohn des Colman Deoch,
Tochter von Finghin, zur Frau. Damit erfüllte sich die letzte Prophezeiung
von Aoife, dass der Prinz des Nordens die Prinzessin des Südens heiraten
werde. Deoch jedoch hörte von den wunderbaren Schwänen und verlangte sie von
Lairgnen als Brautpreis, vorher würde sie nicht zu ihm gehen. Lairgnen
ergrimmte sehr, ging zur Hütte des Mönches und verlangte von ihm die Schwäne.
Als dieser sie ihm verweigerte, zerrte er die erschrockenen Vögel an ihren
Ketten vom Altar herunter, um sie Deoch zu bringen. Doch kaum hatte er Hand
an sie gelegt, fiel das Gefieder von ihnen ab und er erblickte statt der vier
Schwäne drei alte, gebeugte und ausgemergelte Alte und eine hinfällige
Greisin. Furchtbar erschrocken lief Lairgnen davon. Fionnuala
jedoch sprach zu Mochaomhog: "Wir haben nun nicht mehr lange zu leben.
Taufe uns und wenn die Zeit gekommen ist, begrabe Conn an meiner rechten
Seite, Fiachra an meiner linken und Aodh vor mir zwischen meinen Armen".
Und so
geschah es, dass sie in derselben Stellung begraben wurden, in der sie so oft
vor Sturm und Kälte Schutz gesucht hatten. Mochaomhog errichtete einen
Grabstein darauf, auf dem ihre Namen in Ogham geschrieben standen. |
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Irische Segenwünsche:
Möge dein Glas immer voll und das Dach über deinem Kopf immer fest sein. Und mögest du schon eine halbe Stunde im Himmel sein, wenn der Teufel erfährt, dass du tot bist. Mögest du wissen, wo
du warst, wenn du zurückkehrst, wissen wohin du
gehst, wenn du nach vorn
siehst, und wenn du in dich hineinschaust,
wissen, wenn du zu weit gehst. Möge Gott dir viele
Jahre schenken, weil er ja sicher
wissen muss, auf Erden gibts zu
wenig Engel, im Himmel aber im
Überfluss. Möge die Straße dir
freundlich entgegen kommen. Mögest du den Wind
immer im Rücken haben. Möge die Sonne warm
auf dein Gesicht scheinen und der Regen sanft
auf deine Felder fallen. Und bis wir uns
wieder sehen, möge Gott dich schützend in
seiner Hand halten. Der gesegnete Regen,
der köstliche, sanfte Regen, ströme auf dich
herab. Die kleinen Blumen
mögen zu blühen beginnen und ihren köstlichen
Duft ausbreiten wo immer du auch
gehst. Erstrahlt die Sonne
in der Früh - sei gesegnet. Nach des langen Tages
Müh' - sei gesegnet. Du magst fröhlich
oder traurig sein - sei gesegnet. An jedem Tag jahraus,
jahrein - sei gesegnet. Möge Gott bei dir
sein und dich segnen, mögest du deine
Kindeskinder erleben, mögest du arm an
Unglück und reich an
Wohltaten sein. Mögest du vom
heutigen Tag an immer nur glücklich
sein. Mögest du für deine
Hände immer Arbeit haben, und für deine Taschen
immer eine Münze oder zwei. Möge die Sonne hell
in dein Fenster scheinen und auf jeden Regen
ein Regenbogen folgen. Möge die Hand eines
Freundes dir immer nah sein und möge Gott dir ein
fröhliches Herz schenken. Möge Gott dich immer
in seiner Hand halten und nie seine Faust
zu fest um dich schließen. Gott schenke dir
immer einen Sonnenstrahl,
dich zu wärmen, eine Portion Glück,
dich zu bezaubern, einen Schutzengel,
damit dir nichts geschieht, Lachen und gute Laune,
treue Freunde in deiner Nähe, und
wenn du betest, einen Himmel, der
dich erhört. Möge die Sonne den
Tag ganzen Tag scheinen und der Himmel es gut
mit dir meinen. Die, die du liebst,
mögen Liebe dir geben, und all deine Wünsche
sich erfüllen im Leben. Mögen deine Nachbarn
dich achten, die Sorgen dich
meiden, die Engel dich
beschützen und der Himmel dich
aufnehmen. Denk immer daran zu vergessen, was dich traurig
gemacht hat. Aber vergiss nie,
daran zu denken, was dich froh gemacht
hat. Denk immer daran,
dass du treulose Freunde
vergessen sollst. Aber vergiss nie, an
die zu denken, die zu dir gehalten
haben. Denk immer daran,
dass du vergangene Mühen
vergessen sollst. Aber vergiss nie, an
das zu denken, was jeder Tag an
Segen bringt. Eine ganze Welt
voller guter Wünsche sei dein; du mögest Gott und
den Engeln stets nahe sein. Mögen Familie und
Freunde dir Liebe geben und irischer Segen in
deinem Herzen leben. Nimm dir Zeit zu
arbeiten - das ist der Preis des Erfolges. Nimm dir Zeit zu denken
- das ist die Quelle der Macht. Nimm dir Zeit zu
spielen - das ist das Geheimnis der ewigen Jugend. Nimm dir Zeit zu
lesen - das ist die Grundlage der Weisheit. Nimm dir Zeit
freundlich zu sein - das ist der Weg zum Glück. Nimm dir Zeit zum träumen
- sie bewegt dein Gefährt zu einem Stern. Nimm dir Zeit zu
lieben und geliebt zu werden - das ist das Vorrecht der Götter. Nimm dir Zeit dich
umzusehen - der Tag ist zu kurz um selbstsüchtig zu sein. Nimm dir Zeit, zu
lachen - das ist die Musik der Seele. Geh deinen Weg ruhig
inmitten von Lärm und Hast und wisse, welchen
Frieden die Stille schenken mag. Der Segen der Erde,
der guten, der reichen Erde sei für dich da! Weich sei dir Erde,
wenn du auf ihr ruhst, müde am Ende eines Tages und leicht ruhe die
Erde auf dir am Ende des Lebens, dass du sie schnell
abschütteln kannst - und auf und davon auf deinem Wege zu
Gott. Mein Herz ist unruhig
immerfort. Leise klingt sein
Klagen zu dem Land jenseits der Träume. Einsam vergeht ein
Tag. Ach, wie gern vergäße
ich die letzten Jahr auf kalter, bitterer Erde, wenn du, mein Gott
mich ließest ruhen, in dem stillen Land wohl hinter dem Wind. Kein schlechter
Gedanke, möge in unser Herz dringen, der unserer Seele
schaden könnte. Wenn ich gestorben bin, singt keine traurigen Lieder. Pflanzt keinen Baum über meinem Grab. Ich will ruhen unter dem Rasen, den der Regen nässt und der Tau berührt. Lasst mich liegen. Und wenn ihr wollt, vergesst. |
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