*

Alles über Irland

 

Irische Sagen und Segenswünsche

 

 

 

-         Der Grüne Mann

-         Die Todesfee

-         Beelzebub

-         Morgan, die Fee

-         Die graue Klaue

-         Der grüne Ritter

-         Merlin

-         Die Geschichte von Tir na nOg

-         Das Schicksal der Kinder des Lir

 

-         Irische Segenswünsche

 

 

 

 

"Der Grüne Mann"

 

- Geheimnisvolle Gegenwart der Natur -

Wo immer du auch hingehen magst, denke immer daran, dass der Grüne Mann dich beobachten könnte. Er ist der geheimnisvolle Geist der Natur, der in den Blättern lebt. Hinter den Blättern, die sein Gesicht verdecken, sind seine Augen sehr wachsam, und verschlungenes Grünzeug windet sich als lebender Bart entlang.

 

Vor langer Zeit, als große und dunkle Wälder das Land bedeckten und die Menschen eins mit der Natur waren, wirkten die Naturkräfte noch sehr stark.

 

Die Menschen waren von der Natur abhängig. Um eine gute Ernte zu erzielen, behandelten sie die Natur mit großer Achtung. Insbesondere die Bäume, das mächtigste Grün in der Natur, schätzten sie sehr.

 

Jeden Frühling wurde ein junger Mann in Blätter und Grünzeug eingekleidet und hatte einen Tag lang die Rolle des Grünen Mannes inne. Er führte die anderen Dorfbewohner in einem fröhlichen Tanz um das Dorf herum. Alle Leute grüßten ihn, zeigten ihre Ehrerbietung und freuten sich über das Wiedererwachen der Natur.

 

Manche Menschen glaubten sogar, dass Bäume sprechen können. Insbesondere eine alte Eiche wurde sehr verehrt, die die Zukunft vorhersagte, die Menschen führte und warnte. Priester setzten sich unter ihre knorrigen Äste, lauschten auf das Rascheln ihrer Blätter und gaben ihre geflüsterten Botschaften weiter.

 

 

 

 

Die Todesfee

 

- Warnung vor dem Tode -

So eindringlich und traurig ist der Schrei der geisterhaften Todesfee, dass er das Blut in den Adern gefrieren lässt. Diese unirdische Frau ist groß und hager, in einen losen Umhang gehüllt, mit langen, bis auf den Boden wallenden Haaren. Schmerz brennt in ihren von Sorgen gezeichneten tränenverquollenen Augen, und ihre Haut ist bleich wie das Wintermondlicht.

 

Es heiße, dass nur begüterte Familien von der Todesfee besucht werden. Sie ist gefürchtet, denn wann immer sie auftaucht, folgt mit Sicherheit der Tod. Sie kommt in der Nacht und steht in der Nähe des Hauses, in dem jemand sterben wird. Kommt jemand vorbei, zeigt sie mit ihrer knochigen Hand auf das Haus und schreit verzweifelt. Sie geleitet den unglücklichen Besucher sogar sacht über den Boden schwebend zu dem Haus. Dabei klatscht sie in die Hände und jammert herzzerreißend.

 

Die Todesfee ist nicht das einzige Todesvorzeichen. Ein anderer grauenvoller Bote geht ihr manchmal voraus. Mitten in der Nacht hören die Hausbewohner Hufeklappern und quietschende Räder. Sehen sie nacht draußen, erblicken sie auf einer langen, schwarzen Kutsche einen Sarg. Die gespenstischen Pferde, die die Kutsche ziehen, sind weit entfernt von den Lebenden - sie wurden geköpft.

 

 

 

 

Beelzebub

 

- Über das Experimentieren mit Magie -

Die Kunst, richtig mit Magie umzugehen, liegt sowohl darin, Kräfte aufzurufen als auch, sie unter Kontrolle zu halten. Diese Erfahrung machte der Lehrling eines Zauberers, als er den Dämon Beelzebub heraufbeschwor. Dem riesigen, mit zottigem Fell bedeckten Dämon, der Hufe statt Füße und glühend gelbe Augen hatte, konnte nur durch den richtigen Zauberspruch Einhalt geboten werden.. Eines Tages, als der Meister ausgegangen war, begann der Lehrling zu experimentieren. Er mischte Pulver und geheimnisvolle Kräuter - doch nichts geschah. Er starrte in eine Kristallkugel - die Zukunft zeigte sich nicht. Da beschloss er, laut aus einem alten Buch über Magie vorzulesen.

 

Der erste Zauberspruch, den er auswählte funktionierte - Beelzebub erschien. Der Lehrling forderte den Dämon auf, einen Eimer Wasser zu holen. Doch kannte er den Spruch nicht, mit dem er den Befehl rückgängig machen konnte. Bald stand das ganze Haus unter Wasser, und der Lehrling war verzweifelt.

 

Da kehrte der Zauberer nach Hause zurück. Mit einem Blick erfasste er die Situation und rief einige barsche Worte. Sofort verschwand Beelzebub. Das Wasser sank, der Boden trocknete, und bald war alles wieder im alten Zustand. Der Zauberer wandte sich an seinen Lehrling, doch er brauchte nichts zu sagen. Der Junge hatte seine Lektion gelernt und wurde zum besten Lehrling, den man sich wünschen konnte.

 

 

 

 

Morgan, die Fee

 

- Über magische Künste und Zauberei -

 

Böse ist die Magie, die Morgan, die Fee, ausübte, die Zauberin und Halbschwester König Arthurs. Man weiß nichts Genaues über sie. Einige meinen, sie sei eine der drei Nornen, die über das Schicksal der Menschen bestimmen. Andere glauben, sie sei eine Märchenkönigin, die in einem Zauberschloss unter einem von Nebel verhangenen See lebt.

 

Zwei Dinge sind gewiss - Morgan, die Fee, war die Herrin über Illusionen und Täuschung, und sie war König Arthur nicht wohl gesonnen. Viele Jahre langt plante sie den Untergang des Königs und seines berühmten Hofes in Camelot.

 

Einst nahm Morgan Lancelot, einen der tapfersten Ritter König Arthurs, gefangen. Lancelot konnte fliehen, aber sie sandte eine Hexe aus, um ihm zu verzaubern, und Riesen, die ihn töten sollten. Lancelot schloss die Augen und sprach ein inbrünstiges Gebet, dann hob er sein leuchtendes Schwert in die Höhe. Die Waffe leuchtete wie ein Kreuz, und seine Feinde verschwanden. Sie waren nur Phantome gewesen, von der Zauberin heraufbeschworen.

 

Viele Male versuchte Morgan, ihren Halbbruder zu töten. Und genau so oft wurde dies vereitelt. Obwohl der Hof von Camelot unterging, war es kein Sieg für Morgan. Denn König Arthur lebt in Avalon weiter und wird zurückkommen, um Großbritannien und seine Inseln zu befreien, sollte das Land ihn brauchen.

 

 

 

 

Die graue Klaue

 

- Über die Begegnung mit einem Geist -

 

Hoch im Norden haust in einer verlassenen Kirche ein furchteinflößendes Gespenst. Jegliches Fleisch ist von seinem Körper verschwunden. Pergamentene Haut und feste Sehnen spannen sich straff über die grauen Knochen. Fiebrige Augen glänzten in tiefen dunklen Augenhöhlen, und die linke Hand endet in einer langen, grauen Klaue.

 

Ein Schneider schloss eine Wette ab, dass er eines Abends, während er auf den Geist wartete, eine Hose nähen und nicht aufhören wollte, bis er fertig sei.

 

Nach Sonnenuntergang begab sich der Mann zur Kirche´. Er ging hinein, setzte sich neben ein altes Grab und begann zu nähen. Nach einer Weile erfüllte ein scheußlicher Geruch die Luft. Das Grab öffnete sich und der Kopf des Gespenstes erschien. Der Schneider nähte weiter. Die dürren Arme des Gespenstes umklammerten den Grabstein. Der Schneider nähte weiter. Der dünne Körper des Gespenstes tauchte auf, und riesige Beine stiegen über den Rand des Grabes.

 

Der Schneider führte den letzten Stich an der Hose aus und sah auf. Beinahe schon hatte ihm die lange, graue Klaue erreicht. Mit einem Gespenst auf den Fersen, floh der Schneider aus der Kirche zu einem Bach auf dem Friedhof und sprang hinein. Das Gespenst heulte in ohnmächtiger Wut auf, denn solche Geister können kein Wasser überqueren. Durch Mut und Schlauheit hatte der Schneider die Wette gewonnen.

 

 

 

 

Der Grüne Ritter

 

- Mutiges Brechen eines Zauberspruches -

 

Wer würde es wohl wagen, die Herausforderung des Grünen Ritters anzunehmen? Er ist ein furchteinflößender Riese, so groß wie zwei und so stark wie zehn Männer. Alles an ihm ist grün: seine Haut, seine Haare und sogar seine Kleider. Die Stute, die er reitet, leuchtet smaragdgrün, ihr Zaumzeug ist fein verziert und poliert, so dass es wie das grünste Efeu aussieht. In der einen Hand schwingt der Ritter seine Axt, in der anderen hält er eine immergrüne Stechpalme.

 

Eines Weihnachtsabends ritt der Grüne Ritter nach Camelot und warf die Stechpalme zu Boden. Dann forderte er einen der tapferen Ritter auf, ihm den Kopf abzuschneiden und ein Jahr später seinen eigenen Nacken unter die Klinge des Grünen Ritters zu legen. Nur Sir Gawain wagte es, diese seltsame Herausforderung anzunehmen. Entschlossen führte er den Schwertstreich aus, das Haupt des Grünen Ritters rollte auf den Boden. Aber der Riese war beileibe nicht tot: Er hob seinen Kopf auf und ritt auf seinem grünen Pferd davon.

 

Ein Jahr später machte sich Gawain auf den Weg zum Grünen Ritter, um sein Versprechen einzulösen. Er kniete vor dem Grünen Ritter nieder und legte seinen Kopf auf einen kalten Stein. Der Riese erhob seine Axt, dreimal schlug er zu. Dreimal verschonte er den tapferen Sir Gawain.

 

Der Grüne Ritter erklärte, dass er unter dem Bann einer Hexe gestanden habe, die König Arthur übel gesinnt sei. Nur der tapferste Ritter konnte diesen Zauberspruch brechen und das Geheimnis lüften. Sir Gawains Mut habe ihn erlöst, und nun könnte er den König warnen.

 

 

 

 

Merlin

 

- Über das Beherrschen großer Zauberei -

 

Nie gab es einen größeren Zauberer als Merlin, und es wird auch in Zukunft keinen größeren geben. Seine Geschichte verläuft sich im Dunkel der Zeit. Er hat freundliche, kluge Augen und weiße, wallende Haare. Mit einem langen, geschnitzten Stab steht er, in weißes Linnen gekleidet, groß und stolz da.

 

Der große Zauberer ist von Geheimnissen umgeben. Von frühester Kindheit an konnte Merlin in die Zukunft sehen und das Schicksal der Menschen voraussagen. Er wusste, dass es seine Bestimmung war, König Arthur, den größten Herrscher Großbritanniens, zu beschützen. Im Laufe der Jahre beherrschte Merlin jegliche Zauberei, und man sagt, er habe den geheimnisvollen Steinkreis von Stonehenge ohne menschliche Hilfe errichtet.

 

Als es an der Zeit war, veränderte Merlin sein Aussehen und unternahm magische Reisen, um sicherzustellen, dass Arthurs Eltern zusammengeführt wurden. Schließlich wurde Arthur geboren. Da Krieg im Lande wütete, nahm der Zauberer den Knaben seinen Eltern weg und zog ihn selbst auf, bis für Arthur die Zeit gekommen war, den Thron zu besteigen.

Während seiner ganzen Herrschaft, bis auf das Ende, hatte Arthur Merlin an seiner Seite. Danach zog sich der große Zauberer auf ein geheimes Schloss aus reinem Kristall zurück. Dort wartet er noch heute auf die Rückkehr des einstigen und zukünftigen König Großbritanniens.

 

 

 

 

Die Geschichte von Tir na nOg

 

- Oisin im Land der Jugend -

 

Eines frühen Sommermorgens waren Fionn und sein Sohn Oisin gemeinsam mit den Kriegern des Fianna auf Hirschjagd entlang der Küste des Sees Lein bei Killarney, Co. Kerry. Da erblickten sie eine wunderschöne junge Frau, die auf einem schneeweißen Pferd auf sie zuritt. Sie trug ein langes Kleid aus feinster Seide, an dem eine goldene Brosche befestigt war. Auf ihrem Kopf trug sie eine goldene Krone, und ihr langes goldenes Haar hing herunter. Noch nie hatten die Männer des Fianna eine solch schöne Frau gesehen. Fionn fragte sie, wer sie sei und weshalb sie nach Irland gekommen sei. "Mein Name ist Niamh mit dem goldenen Haar," antwortete sie. "Ich komme aus einem fernen Land, dem Land der Jugend, wo mein Vater König ist." Sie beschreibt Tir na nOg als ein Land der Freude und des Glücks, in dem die Männer und Frauen ewig jung bleiben. Krankheit, Schmerz und Tod kannte man dort nicht. "Ich komme zu Oisin." sagte Niamh. "Ich habe von seinen Heldentaten gehört, und nun möchte ich ihn heiraten und ihn mitnehmen nach Tir na nOg."
Oisin hörte verwundert zu, was die schöne Prinzessin erzählte. Er hatte sich sofort in sie verliebt und antwortete ihr, dass er gern nach Tir na nOg kommen und ihr Ehemann sein würde.
Er stieg hinter Niamh auf das weiße Pferd, und mit Tränen in den Augen winkte er zum Abschied Fionn und seinen Freunden des Fianna zu. Das Feenpferd galoppierte westwärts davon, vorbei an den vielen fremden und wunderbaren Sehenswürdigkeiten. Sie ritten über das Meer, wobei die goldenen Hufe des Pferdes gerade eben die Wellen berührten.
Der König und die Königin warteten bereits darauf, Oisin zu begrüßen, und nach zehn Tagen des Essens und Singens heiratete er die golden-haarige Niamh.

Oisin und Niamh lebten glücklich zusammen in Tir na nOg. Und Oisin merkte nicht, dass dreihundert Jahre vergangen waren. Er fühlte sich so jung und sah immer noch so jung aus, wie an dem Tage, als er Irland verlassen hatte. Aber eines Tages sehnte sich Oisin danach, nach Irland zurück zu kehren und seinen Vater und die Krieger des Fianna wiederzusehen. Niamh war damit einverstanden, dass er Irland besuchen wollte. Sie gab ihm das weiße Pferd, warnte ihn jedoch, sollten seine Füße irischen Boden auch nur einmal berühren, würde er nie wieder nach Tir na nOg zurückkehren können. Oisin versprach, als er auf das weiße Pferd stieg, ihre Worte zu beachten.

Als er in Irland eintraf, konnte er seinen Augen nicht trauen. Alles schien sich verändert zu haben, und es gab keine Spur von Fionn und dem Fianna. Bald erfuhr er, dass sie lange tot waren. Dreihundert Jahre waren vergangen, seit sie gemeinsam gejagt und gefeiert hatten. Doch im Land der Jugend erschien es ihm nicht länger als eine Woche.

Durch Gleann na Smol (Glenasmole), Co. Wicklow, reisend, sah er, wie einige Männer versuchten, einen schweren Felsblock hochzuheben. Sie sahen so schwach und klein aus, verglichen mit den Männern, die Oisin in Irland gekannt hatte, dass er beschloss, ihnen zu helfen. Er beugte sich vom Rücken des Pferds herunter, hob den Stein mit einer Hand hoch und schleuderte ihn weit von sich. Plötzlich riss unter der großen Belastung der Sattelgurt und Oisin fiel zu Boden. In dem Moment, als er die Erde von Irland berührte, verwandelte er sich in einen schwachen, blinden und hilflosen alten Mann. Das weiße Pferd jedoch rannte umgehend los und galoppierte nach Hause, nach Tir na nOg.
Die Männer brachten Oisin zu St. Patrick. Oisin erzählte St. Patrick von Fionn, von den großen Taten des Fianna, von Tir na nOg und der schönen Niamh, die er nie wieder sehen würde. Oisin hatte nicht mehr lange zu leben, und es wird berichtet, dass St. Patrick ihn taufte, bevor er starb.

 

 

 

 

Das Schicksal der Kinder des Lir

 

- Die Schwanenkinder -

 

Die Milesier siegten in der Schlacht von Tailltin, dem heutigen Teltown im County Meath, über die Tuatha de Danaan. Diese zogen sich in ihre Feenhügel (Sidhe) zurück und wählten sich Bodb Derg zum König. Tief enttäuscht darüber, dass er nicht gewählt wurde, verließ Lir die Versammlung der Fürsten, ohne dem neuen König seine Referenz zu erweisen. Dies erboste diese so sehr, dass sie ihn angreifen und sein Haus niederbrennen wollten.

"Dies werden wir nicht tun" sagte Bodb Derg, "denn ich bin gleichwohl König der Tuatha de Danaan, auch wenn Lir sich nicht beugt".

Noch einiger Zeit wurde Lir von einem großen Unglück heimgesucht: Seine Frau starb nach dreitägiger Krankheit. Lir war von ihrem Tod so schwer getroffen, dass er schwermütig wurde. Die Kunde von diesem Ereignis verbreitete sich rasch über Irland und als Bodb Derg davon hörte, bot er ihm an, er möge von den drei Töchtern des Oilell of Aran, die Bobd Derg an seinem Hofe erziehen ließ, eine zur Frau nehmen.

Lir wählte Aobh, die Älteste, und verweilte 14 Tage am Königshof von Bodb Derg. Aobh schenkte ihm Zwillinge, eine Tochter und einen Sohn, Fionnuala und Aobh. Noch einer Weile kam sie noch einmal nieder mit Zwillingen, den beiden Jungen Fiachra und Conn, starb jedoch selbst bei der Geburt.

Dieses neuerliche Unglück lastete schwer auf Lir, und nur die Liebe zu seinen vier Kinder konnte verhindern, dass er vor Gram starb.

Als die Kunde davon Bodb Derg ereilte, gab er ihm seine mittlere Ziehtochter, Aoife, zur Frau. Die Kinder wuchsen heran und und waren ob ihrer Schönheit bekannt im ganzen Land. Ihr Vater liebte sie über alle Maßen und auch Bodb Derg besuchte oft das Haus von Lir, um die Kinder zu sehen.

All dies weckte im Laufe der Jahre die Eifersucht in Aoife. Schließlich schmiedete sie einen grausamen Plan gegen die Kinder. Sie ließ ihre Kutsche anspannen, nahm die vier Kinder mit sich, angeblich um zum Haus von Bobd Derg zu fahren. Fionnuala hatte durch einen Traum Kenntnis vom Vorhaben ihrer Schwiegermutter, konnte jedoch ihrem Schicksal nicht entrinnen.

Unterwegs befahl Aoife ihren Dienern, die Kinder zu töten und versprach ihnen dafür alle Schätze der Welt. Diese weigerten sich jedoch, den Befehl auszuführen. Deshalb musste Aoife selbst zum Schwert greifen, brachte es dann jedoch nicht über sich.
Sie wendete sich westwärts zum Lough Derravaragh, dem Eichensee, und forderte die Kinder auf, zu baden. Sobald sie im Wasser waren, berührte Aoife sie mit einem Druidenstab und verwandelte sie in vier Schwäne.

Fionnuala machte Aoife die bittersten Vorwürfe und konnte sie schießlich überreden, den Zauber zeitlich zu begrenzen. Und Aoife sprach:"Ihr werdet so lange Schwäne bleiben, bis der Königssohn des Nordens und die Königstochter des Südens sich finden, zuvor jedoch werdet ihr dreihundert Jahre auf Lough Derravaragh leben, dreihundert auf Carraig na Ron in der Sruth na Maoile (Straits of Moyle bzw. Nordkanal) zwischen Irland und Alban (Schottland) und dreihundert auf Irrus Domnann (Erris) und Inis Gluaire (Inishglora)".

Aoife überkam die Reue, und so lies sie ihnen wenigstens die menschliche Stimme.

Als Aoife den Hof von Bodb Derg erreichte und dieser sie fragte, wo die Kinder seien, sagte sie ihm, Lir habe kein Vertrauen in ihn und befürchte, er könne sie ihm für immer nehmen. Doch Bodb Derg, der Sohn des Dagda, traute ihr nicht und schickte Boten zu Lir. Als dieser hörte, was Aoife von ihm gesagt hatte, wusste er sofort, dass Aoife den Kindern etwas Schreckliches zugefügt hatte. Früh am Morgen ritt er nach Südwesten, und als er Lough Derravaragh erreichte, wunderte er sich sehr über die Schwäne mit den menschlichen Stimmen.

"Wir sind deine vier Kinder, verwunschen von deiner Frau", sagte Fionnuala, "neunhundert Jahre müssen wir in dieser Gestalt leben. Niemand auf der Welt kann uns vor diesem Schicksal bewahren". Lir jedoch sprach: "Wenn ich euch denn nicht helfen kann, eure menschliche Gestalt wieder zu erlangen, so will ich Euch die Gabe verleihen, so herrlich singen zu können, dass alle Menschen Euch verzückt lauschen und in seligen Schlummer sinken werden". Und er warf Haselnusskerne in den See, den die Schwäne verschlangen.

Und in dieser Nacht hörten er und seine Männer dem lieblichen Gesang der Schwäne. Am anderen Morgen jedoch waren die Schwäne fort. Als Bodb Derg vom Schicksal der geliebten Kinder erfuhr, ergrimmte er sehr und verwandelte Aoife in einen Dämon der Lüfte bis ans Ende aller Tage. Und er befahl, von nun an dürfe in ganz Irland kein Schwan mehr getötet werden.

Der Schwanengesang der Kinder zog die Tuatha de Danaan und die Milesier magisch an und sie kamen an den Eichensee, um ihrem Gesang zu lauschen. Eines Tages jedoch, als die ersten dreihundert Jahre verflossen waren, schwangen die Schwäne sich auf und flogen davon. Seefahrer berichteten manchmal, am Felsen der Seehunde (Carraig na Ron) in den Straits of Moyle ein Schwanenweibchen gesehen zu haben, das unter ihren Fittichen drei Schwäne vor dem kalten Wind schützte und meinten, es müsse wohl Fionnuala gewesen sein mit ihren Brüdern.

Lange Zeit litten sie unter der Kälte, dem Schnee, dem Salz des Meeres und dem Wind und als sie auf dem Seehundsfelsen ausruhten, froren sie fest und mussten die Haut ihrer Füße und die Federn an ihren Flügelspitzen auf dem Felsen zurück lassen. Jeden Tag flogen sie an die Küste Irlands oder Albans (Schottland), jedoch mussten sie abends immer zum Seehundsfelsen zurückkehren.

Als sie eines Tages zur Mündung des Bann in Nordirland flogen, sahen sie eine Gruppe Reiter. Zu Ihrer großen Freude erkannten sie zwei Söhne von Bodb Derg, Aodh Aithfhiosach und Fergus Fithchiollach, die schon ganz Irland nach ihnen abgesucht hatten. Fionnuala klagte ihnen in einem wehmütigen Gedicht ihr Leid.

Sie verglichen ihr jetziges Schicksal mit der glücklichen Zeit im Palast ihres Vaters. "Einst waren wir in Purpur gekleidet, speisten im Überfluss, tranken Haselnusswein aus goldenen Bechern und schliefen in weichen Betten, die mit den Brustfedern von Vögeln gefüttert waren. Jetzt jedoch suchen wir unsere Nahrung im Sand, trinken salziges Wasser und suchen Unterschlupf auf kahlen Felsen in stürmischer See".

Allen fiel die Trennung schwer, doch auch ihre Zeit im Norden neigte sich dem Ende zu und eines Tages sagte Fionnuala zu ihren Brüdern: "Es ist die Zeit gekommen, da wir diesen Platz verlassen müssen, um nach Erris zu fliegen". In der Nacht, in der sie die Halbinsel Belmullet erreichten, war die ganze See gefroren bis Achill Island, ihre Brüder klagten, doch Fionnuala tröstete sie und sagte, "die Zeit wird kommen, und wir werden zurückkehren in das Haus unseres Vaters".

Eines Tages war auch diese Zeit um und sie flogen zurück zum Sid Fionnachaid, doch zu ihrem großen Entsetzen fanden sie den Ort verlassen und leer, von Brennesseln überwuchert. Sie pressten sich eng aneinander und klagten laut: "Wie bitter ist es für uns, diesen Ort so zu finden, ohne Haus, ohne Herd, ohne Frauen und Könige, ohne Hunde für die Jagd, ohne Musik und Fröhlichkeit".

Am nächsten Morgen in aller Frühe verließen sie den Ort ihrer Kindheit wieder und flogen nach Inishglora (Inis Gluaire) vor der Küste von Belmullet. Dort versammelten sie sich mit vielen anderen Vögeln an einem kleinen See, der deshalb Loch na-n Ean, See der Vögel genannt wurde.

Es war aber gerade die Zeit, in der der heilige Patrick nach Irland gekommen war, und eines Tages kam ein Mönch nach Inishglora, Mochaomhog. Als die Kinder des Lir seine Glocke hörten, erschraken über deren schwachen, unangenehmen Klang, der fremd für ihre Ohren war. Doch mit der Zeit freundeten sie sich an mit St. Mochaomhog, der für sie zwei Silberkettchen anfertigen ließ, mit der einen verband er Fionnuala und Aodh, mit der anderen Conn und Fiachra. Endlich hatten sie einen Platz gefunden, an dem sie keine Not litten und sich sicher fühlten.

Zu dieser Zeit nahm der König von Connacht, Lairgnen, Sohn des Colman Deoch, Tochter von Finghin, zur Frau. Damit erfüllte sich die letzte Prophezeiung von Aoife, dass der Prinz des Nordens die Prinzessin des Südens heiraten werde. Deoch jedoch hörte von den wunderbaren Schwänen und verlangte sie von Lairgnen als Brautpreis, vorher würde sie nicht zu ihm gehen.

Lairgnen ergrimmte sehr, ging zur Hütte des Mönches und verlangte von ihm die Schwäne. Als dieser sie ihm verweigerte, zerrte er die erschrockenen Vögel an ihren Ketten vom Altar herunter, um sie Deoch zu bringen. Doch kaum hatte er Hand an sie gelegt, fiel das Gefieder von ihnen ab und er erblickte statt der vier Schwäne drei alte, gebeugte und ausgemergelte Alte und eine hinfällige Greisin. Furchtbar erschrocken lief Lairgnen davon.

Fionnuala jedoch sprach zu Mochaomhog: "Wir haben nun nicht mehr lange zu leben. Taufe uns und wenn die Zeit gekommen ist, begrabe Conn an meiner rechten Seite, Fiachra an meiner linken und Aodh vor mir zwischen meinen Armen".

Und so geschah es, dass sie in derselben Stellung begraben wurden, in der sie so oft vor Sturm und Kälte Schutz gesucht hatten. Mochaomhog errichtete einen Grabstein darauf, auf dem ihre Namen in Ogham geschrieben standen.

 

 

 

 

Irische Segenwünsche:

 

Möge dein Glas immer voll

und das Dach über deinem Kopf immer fest sein.

Und mögest du schon eine halbe Stunde im Himmel sein,

wenn der Teufel erfährt, dass du tot bist.

 

Mögest du wissen, wo du warst,

wenn du zurückkehrst,

wissen wohin du gehst,

wenn du nach vorn siehst,

und wenn du in dich hineinschaust, wissen, wenn du zu weit gehst.

 

Möge Gott dir viele Jahre schenken,

weil er ja sicher wissen muss,

auf Erden gibts zu wenig Engel,

im Himmel aber im Überfluss.

 

Möge die Straße dir freundlich entgegen kommen.

Mögest du den Wind immer im Rücken haben.

Möge die Sonne warm auf dein Gesicht scheinen

und der Regen sanft auf deine Felder fallen.

Und bis wir uns wieder sehen, möge Gott

dich schützend in seiner Hand halten.

 

Der gesegnete Regen, der köstliche, sanfte Regen,

ströme auf dich herab.

Die kleinen Blumen mögen zu blühen beginnen

und ihren köstlichen Duft ausbreiten

wo immer du auch gehst.

 

Erstrahlt die Sonne in der Früh - sei gesegnet.

Nach des langen Tages Müh' - sei gesegnet.

Du magst fröhlich oder traurig sein - sei gesegnet.

An jedem Tag jahraus, jahrein - sei gesegnet.

 

Möge Gott bei dir sein

und dich segnen,

mögest du deine Kindeskinder erleben,

mögest du arm an Unglück

und reich an Wohltaten sein.

Mögest du vom heutigen Tag an

immer nur glücklich sein.

 

Mögest du für deine Hände immer Arbeit haben,

und für deine Taschen immer eine Münze oder zwei.

Möge die Sonne hell in dein Fenster scheinen

und auf jeden Regen ein Regenbogen folgen.

Möge die Hand eines Freundes dir immer nah sein

und möge Gott dir ein fröhliches Herz schenken.

 

Möge Gott dich immer in seiner Hand halten

und nie seine Faust zu fest um dich schließen.

 

Gott schenke dir immer

einen Sonnenstrahl, dich zu wärmen,

eine Portion Glück, dich zu bezaubern,

einen Schutzengel, damit dir nichts geschieht,

Lachen und gute Laune, treue Freunde

in deiner Nähe, und wenn du betest,

einen Himmel, der dich erhört.

 

Möge die Sonne den Tag ganzen Tag scheinen

und der Himmel es gut mit dir meinen.

Die, die du liebst, mögen Liebe dir geben,

und all deine Wünsche sich erfüllen im Leben.

 

Mögen deine Nachbarn dich achten,

die Sorgen dich meiden,

die Engel dich beschützen

und der Himmel dich aufnehmen.

 

Denk immer daran

zu vergessen,

was dich traurig gemacht hat.

Aber vergiss nie, daran zu denken,

was dich froh gemacht hat.

Denk immer daran, dass du

treulose Freunde vergessen sollst.

Aber vergiss nie, an die zu denken,

die zu dir gehalten haben.

Denk immer daran, dass du

vergangene Mühen vergessen sollst.

Aber vergiss nie, an das zu denken,

was jeder Tag an Segen bringt.

 

Eine ganze Welt voller guter Wünsche sei dein;

du mögest Gott und den Engeln stets nahe sein.

Mögen Familie und Freunde dir Liebe geben

und irischer Segen in deinem Herzen leben.

 

Nimm dir Zeit zu arbeiten - das ist der Preis des Erfolges.

Nimm dir Zeit zu denken - das ist die Quelle der Macht.

Nimm dir Zeit zu spielen - das ist das Geheimnis der ewigen Jugend.

Nimm dir Zeit zu lesen - das ist die Grundlage der Weisheit.

Nimm dir Zeit freundlich zu sein - das ist der Weg zum Glück.

Nimm dir Zeit zum träumen - sie bewegt dein Gefährt zu einem Stern.

Nimm dir Zeit zu lieben und geliebt zu werden - das ist das Vorrecht der Götter.

Nimm dir Zeit dich umzusehen - der Tag ist zu kurz um selbstsüchtig zu sein.

Nimm dir Zeit, zu lachen - das ist die Musik der Seele.

 

Geh deinen Weg ruhig inmitten von Lärm und Hast

und wisse, welchen Frieden die Stille schenken mag.

 

Der Segen der Erde, der guten, der reichen Erde sei für dich da!

Weich sei dir Erde, wenn du auf ihr ruhst, müde am Ende eines Tages

und leicht ruhe die Erde auf dir am Ende des Lebens,

dass du sie schnell abschütteln kannst - und auf und davon

auf deinem Wege zu Gott.

 

Mein Herz ist unruhig immerfort.

Leise klingt sein Klagen zu dem Land jenseits der Träume.

Einsam vergeht ein Tag.

Ach, wie gern vergäße ich die letzten Jahr auf kalter, bitterer Erde,

wenn du, mein Gott mich ließest ruhen, in dem stillen Land

wohl hinter dem Wind.

 

Kein schlechter Gedanke, möge in unser Herz dringen,

der unserer Seele schaden könnte.

 

Wenn ich gestorben bin,

singt keine traurigen Lieder.

Pflanzt keinen Baum über meinem Grab.

Ich will ruhen unter dem Rasen,

den der Regen nässt und der Tau berührt.

Lasst mich liegen.
Wenn ihr wollt, erinnert euch.

Und wenn ihr wollt, vergesst.